Background information concerning the Thirteenth Symposium of the IIfTC"Modellbildung zwischen Theorie und Anwendung""Die allgemeine Frage nach dem, was Modelle sind, hat erstaunlicherweise keine naheliegende Antwort und wird deshalb auch nicht selten als unbeantwortbar abgelehnt. Kann es denn einen substanziellen Begriff des Modells geben, der so verschiedene Dinge in einem einzigen Konzept erfasst wie eine schöne Frau, ein System von Differentialgleichungen,den Architekturentwurf einer Kirche, die Definition des Lambda-Kalküls, ein Spielzeugauto, die Zeichnung einer mechanischen Ente und ein UML-Diagramm? Das Wort ,,Modell“ sei ein Homonym, wird vielfach vermutet. Es werde nur zufällig in ganz verschiedenen Zusammenhängen benutzt. Die genannten Dinge würden zwar alle Modell genannt, aber es sei ihnen nichts gemein. Ein Modellbegriff, der alle diese Dinge zu erfassen versuche, erfasse tatsächlich nichts und sei deshalb methodisch unbrauchbar. Man dürfe bei der Erklärung des Begriffs Modell die disziplinären Grenzen nicht verlassen, in denen mit gewisser Klarheit über Modelle gesprochen werden könne. Auch wenn es so nicht gesagt wird, wird es doch oft so gedacht. Und tatsächlich können wir auch nicht erwarten, dass sich inhärente Merkmale eines Gegenstands finden lassen, die diesen als Modell ausweisen. Und auch mit funktionalen Umschreibungen gelingt es nicht, das Modellsein eines Gegenstands zu charakterisieren. Denn nicht jedes Modell besitzt die häufig als charakterisierend verstandenen Merkmale von verkleinertem Maßstab, vereinfachend und repräsentierend zu sein oder die Merkmale zeichenhaft, repräsentierend und abstrahierend. Zum Beispiel sind Atommodelle niemals so klein wie das Atom, das sie modellieren und eine Hieroglyphe ist zwar zeichenhaft, repräsentierend und abstrahierend, aber dadurch kein Modell sondern in unserem Verständnis ein Schriftzeichen. Kann denn angesichts dieser Beobachtungen überhaupt eine sinnvolle Antwort auf die Frage nach den Modellen gegeben werden, und kann eine einzelne Disziplin, wie etwa die Informatik, wenn es denn eine Antwort gibt, davon auch profitieren? Die Frage nach den Modellen lässt meiner Meinung nach grundlegende Defizite unserer immer noch stark an den Naturwissenschaften orientierten Wissenschaftstheorie erkennen. Denn die Frage, was ein Modell ist, kann mit den traditionellen Techniken der Begriffsklärung nicht beantwortet werden. […] Der Bedarf an einer solchen Theorie steht
angesichts der Tatsache, dass Modelle zwar zu den wichtigsten Mitteln
unserer Wissens und Werkproduktion gehören,
wissenschaftstheoretisch aber weitgehend ignoriert sind, außer
jeder Frage. Bedarf besteht aber nicht nur aus
wissenschaftsübergreifender Perspektive, sondern auch in den
einzelnen Wissenschaften, die von einer solchen Theorie stark
profitieren können. In der Informatik aus: Bernd Mahr: Die Informatik und die Logik der Modelle, Informatik-Spektrum 2009 (32) 228–248: 231 f. 249. |
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