Background and introduction to the Ninth Symposium of the IIfTC: Part I

"The AIDS Controversy"

Wir möchten Sie im Namen unseres Arbeitskreises herzlich willkommen heißen. Wir freuen uns, daß Sie der Einladung zu diesem Arbeitstreffen, das vor allem durch das Engagement von Herrn Kollegen Dr. Claus Köhnlein und Wolfgang Deppert zustande gekommen ist, folgen konnten. Ganz besonders begrüßen wir Frau Professor Dr. Karin Mölling und Herrn Professor Dr. Peter Duesberg.

Unserem Freunde Knud Nierhaus möchten wir sehr dafür danken, daß er das Dach für diese Unternehmung zur Verfügung stellt. Wir hoffen, daß diesem wahrscheinlich nicht einfachen Auftakt-Seminar weitere Treffen folgen. Dies kann natürlich nur dann der Fall sein, wenn Sie meinen, daß die Erörterung von Kontroversen mit einer wissenschaftsphilosophischen und wissenschaftshistorischen Begleitung intellektuell stimulierend und einer Problemlösung förderlich ist.

Wir haben mit vergleichbaren Veranstaltungen in den vergangenen 10 Jahren gute Erfahrungen gehabt. Das Ziel des Internationalen Instituts für Theoretische Cardiologie ist: "...To create a forum for the examination of controversies in cardiology, with a special focus upon their philosophical and epistemological dimensions. In particular, we wonder whether certain controversies can be clarified by an evaluation of the axiomatic foundations underlying the disputes, and not simply solved by the perfunctory acquisition of additional experimental results..." wie wir in dem vor Ihnen liegenden Letter-to-the-Editor in Basic Research Cardiology 1987 geschrieben haben.

Nun werden Sie fragen, was unser heutiges Thema mit Kardiologie zu tun hat: Als Antwort darf ich Ihnen eine kurze Mitteilung aus Nature vom 14. März 1996 zeigen. Aus dieser Mitteilung geht hervor, daß die Kardiologen in Angesicht der Aufwendungen für die Erforschung von AIDS aufpassen müssen, selbst noch genug Forschungsgelder zu bekommen, um auch wieder ernstgenommen zu werden.

Der Ablauf des heutigen Nachmittags soll jedoch durch die Gelegenheit bestimmt werden mit Herrn Professor Duesberg und Frau Professor Karin Mölling über wenige ausgesuchte Probleme der AIDS-Forschung zu diskutieren, worauf wir uns besonders freuen. Knud Nierhaus und Frau Karin Mölling werden in die drei Problemkreise einführen, die wir in der vor Ihnen liegenden Tagesordnung benannt haben.

Frau Brigitte Lohff und ich wollen es wagen, die Diskussionsleitung zu übernehmen.

Bevor wir jedoch in die Tagesordnung eintreten, noch ein kleines technisches Detail. Wir möchten die Diskussion aufzeichnen, um sie für uns alle als originales Material auswerten zu können. Dabei ist es für die molekularbiologischen Novizen bzw. Laien unter uns wichtig, das spezifische Wissen über die kontroversen Standpunkte der beiden Forschungsprogramme zum weiteren Studium zur Verfügung zu haben.

Zur Einstimmung in das gewählte Konzept des Theorienvergleichs haben Wolfgang Deppert und ich ein Papier vorbereitet, das vor Ihnen auf dem Tisch liegt. Daraus möchte ich Ihnen zu Beginn unserer Arbeitssitzung die erste Seite, die sich mit der Beschreibung unseres Vorhabens beschäftigt, vorlesen.

Wissenschaftliche Kontroversen können für die Wissenschaft fruchtbar sein, da ein Wettkampf auch in der Wissenschaft schöpferische Problemlösungskräfte weckt. Diese Steigerung des Ideenreichtums wird allerdings nur dann zu bemerkenswerten wissenschaftlichen Erfolgen führen, wenn es gelingt, die Übersicht über die Vielfalt der vorgetragenen Argumente und Gegenargumente zu behalten, weil erst so eine sachliche Wertung ermöglicht wird.

In dem Vielmilliardengeschäft Wissenschaft, bei dem neben der Wahrheitssuche viele andere Motivationen eine Rolle spielen, ist zum Schaden der Wissenschaft die in sportlichen Wettkämpfen durch Schiedsrichter erzwingbare Fairness manchmal nicht durchzusetzen. Es soll hier die Probe gemacht werden, ob Wissenschaftstheoretiker über Beurteilungsverfahren wissenschaftlicher Theorien verfügen, die zur Versachlichung von wissenschaftlichen Kontroversen beitragen können.

In der Medizin sind wissenschaftliche Kontroversen in Bezug auf Krankheitsbilder mit hoher Letalität besonders brisant. Sagen konkurrierende Theorien zum Beispiel verschiedene Ausbreitungsraten voraus, dann wird die Theorie, die die höchste Ausbreitungsrate prognostiziert, in der Öffentlichkeit den größten Schrecken verbreiten und deshalb auch die größte Beachtung finden. Dies liegt in der Natur der Sache und auch dies, daß die so ausgezeichnete Theorie zum Politikum wird (wie wir es jetzt gerade mit der BSE-Debatte erleben). Dieser verständliche Sachverhalt sagt aber gar nichts über den Wahrheitsgehalt der Theorien aus. Die Theorien über das Krankheitsbild AIDS sind aufgrund derartiger Mechanismen zeitweise in den Strudel öffentlicher Diffamierungen geraten. Es erscheint uns deshalb sinnvoll, ein wissenschaftstheoretisch ausgewiesenes Verfahren zum Theorienvergleich hinsichtlich des Zutreffens von Voraussagen und ihrer Anpassungsfähigkeit für erfolgreichere Prognosen anzuwenden. So könnte diese wissenschaftliche Kontroverse für den wissenschaftlichen Fortschritt besser genutzt werden. Nur Theorien, die sich auf Dauer bestätigen lassen, werden dazu beitragen können die Ausbreitung der Krankheit einzudämmen und ihre letalen Folgen zu bessern.


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