Background information concerning the topics of the Fourth Symposium of the IIfTC

"Zu den grundsätzlichen Möglichkeiten einer Zusammenarbeit zwischen Philosophie und Wissenschaften unter besonderer Berücksichtigung von Medizin und Kardiologie" ["On the Fundamental Possibilities of a Cooperation Between Philosophy and Science under Special Consideration of Medicine and Cardiology"]

The proceedings of this meeting have been published as a book: "Wissenschaftstheorien in der Medizin - Ein Symposium", edited by W. Deppert, H. Kliemt, B. Lohff, J. Schaefer, de Gruyter, Berlin-New York, 1992.

In the following the editorial note is shown:


Vorbemerkung der Herausgeber

Wolfgang Deppert, Hartmut Kliemt, Brigitte Lohff, Jochen Schaefer

Angesichts der modernen Wissenschaftsdynamik und -spezialisierung bleibt Wissenschaftlern im allgemeinen gar nichts anderes übrig, als in eng umrissenen Spezialgebieten "nach vorne" zu forschen. Sie kümmern sich nicht oder kaum um das, was hinter und neben ihnen liegt oder geschieht. Die disziplinäre Arbeitsteilung beschränkt sie perspektivisch auf das, was von der speziellen Aufgabenstellung ihres Forschungsgebietes her gefordert ist. Wie soll da noch Raum bleiben, um zurückzuschauen oder nach übergreifenden Zusammenhängen zu fragen?

Wollen wir nicht orientierungslos werden, müssen wir den Versuch, übergreifende Zusammenhänge zu erkennen, dennoch unternehmen. Die Wissenschaftsphilosophie kann derartige Bestrebungen unterstützen und insoweit eine nützliche Dienstleistung für die Fachdisziplinen übernehmen. Das gilt unserer Meinung nach auch und insbesondere für die biomedizinischen Wissenschaften. Mediziner scheinen in besonderem Maße anfällig für die Illusion zu sein, sie stünden mit der jeweils neuesten Lehrmeinung auf dem Boden unerschütterlich gesicherten Wissens. Sie legen sich selten Rechenschaft ab über Herkunft, Art und Sicherheit ihrer fachspezifischen Kenntnisse. Reflexionen darüber findet man höchstens bei Außenseitern oder in den Memoiren alter Ärzte, die sich darüber wundern, wie sehr sich die von ihnen praktizierte Medizin im Laufe ihres Berufsleben verändert hat.

Ein blindes Vertrauen, die Wissenschaft werde schon von selbst ihren geordneten Gang gehen, wird auf Dauer nicht ausreichen. Die Reflexion auf die Grundlagen des eigenen Tuns ist jederzeit angezeigt. Das Symposium diente dazu, in einem interdisziplinären Gespräch den Blick über die Grenzen des eigenen Fachs zu öffnen und einen wissenschaftsphilosophischen Dialog in Gang zu setzen, damit Wissenschaftstheoretiker durch Einzelwissenschaftler und umgekehrt Einzelwissenschaftler durch Wissenschaftstheoretiker Anregungen für ihre Arbeit erhalten. Wir haben bewußt die sonst übliche Form von wissenschaftlichen Tagungen, auf denen jeder der Teilnehmer sein vorbereitetes Manuskript verliest, vermieden. Denn die nach einer Manuskriptpräsentation stattfindenden Diskussionen sind nach aller Erfahrung fast ausschließlich "Grabenkämpfe" zwischen "Angreifern" und "Verteidigern" der vorgetragenen Thesen und Argumente, so daß sie meistens mit einer verhärteten Position nach Hause fahren; wobei sie allenfalls gelernt haben, diese besser gegen Angriffe zu verteidigen. Bei unserer Tagung sollten derartige Verhaltensmuster vermieden werden. Deshalb war das Symposium ganz und gar der Diskussion gewidmet. Um den Inhalt der Gespräche durch konkrete Fälle medizinischer Forschung zu bestimmen, wurden Texte zur Herz-Kreislauf-Forschung ausgewählt, da Jochen Schaefer als Hauptveranstalter ein besonderes Interesse an diesem Bereich medizinischer Forschung hat. Hinzu kamen wissenschaftsphilosophische Texte (s. Anhang II).

Aus Sicht der Teilnehmer hat dieses Symposium seinen Zweck so gut erfüllt, daß sie sich am Schluß der Tagung bereiterklärt haben, die gewonnenen Anregungen und Einsichten in Beiträgen für den vorliegenden Band zu verarbeiten. Wir hoffen, daß die Ergebnisse dieses Nachdenkens ebenso wie die zunächst abgedruckten Symposiums-Diskussionen - an denen außer den verhinderten Herren Mainzer und Rosen alle Autoren von in diesem Band veröffentlichten Beiträgen teilnahmen - auch für ein größeres Publikum anregend sind. Angesichts der umfassenden Vorbereitung und Diskussion wurde auf einen "peer review" der erbetenen Beiträge verzichtet, um dem gedanklichen Gestaltungswillen der von uns angesprochenen Teilnehmer freien Lauf zu lassen. Es ist vorgesehen, aus diesem ersten Buch eine Reihe zu entwickeln, welche für den Diskurs zwischen Wissenschaftsphilosophie und Kardiologie als ein Forum dienen soll. [Mit einem Abstand von zehn Jahren konnten wir dieses Projekt im Jahre 2002 unter dem Titel "Grundlagenprobleme unserer Zeit" mit dem Leipziger Universitätsverlag beginnen.]


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